Als selbständiger Coach habe ich mir die Frage gestellt, ob ich überhaupt ein Geschäftskonto brauche. Und wenn ja, welches denn wohl gut ist? Dieser Artikel nahm also seinen Anfang als Recherche für mich selbst. Die Ergebnisse dieser Recherche habe ich dir in diesem Artikel zusammengestellt und zusammengefasst, welche Anbieter es gibt, worauf du als Selbständige:r bei der Kontoeröffnung achten solltest und welche Kosten ggfs. auf dich zukommen.
Da es in diesem Blog vor allem darum geht, die Digitalisierung und neue Konzepte zu nutzen, habe ich mich in meiner Recherche ausschließlich auf Online Direktbanken und FinTechs konzentriert.
Du willst sofort die Anbieterliste sehen? Hier entlang!
Steigen wir erst einmal bei den Basics zum Thema Geschäftskonto ein.
Das ist schnell beantwortet: Nein. Die Gesetzgebung schreibt ein Geschäftskonto verpflichtend vor, wenn du eine Kapitalgesellschaft gründest, also z.B. eine GmbH. Als Einzelunternehmer:in oder Freiberufler:in kannst du theoretisch auch dein privates Girokonto für deine Tätigkeit verwenden.
Die wichtigere Frage ist hier: Ist es sinnvoll, ein extra Geschäftskonto zu eröffnen? Und hier ist die Antwort auf jeden Fall: Ja! Denn spätestens bei der Steuererklärung wirst du - oder deine Buchhaltung - froh sein, wenn du nicht deine privaten von den geschäftlichen Transaktionen in ein und demselben Girokonto auseinanderklamüsern musst. Obacht: Manche Banken schließen die geschäftliche Verwendung von (privaten) Girokonten auch in ihren AGBs aus.
Wo du dein Geschäftskonto eröffnest, hängt von diversen Faktoren ab. Diese habe ich dir in der Checkliste unten einmal zusammengefasst. Da du als Selbständige:r bzw. Freelancer:in keine Stammeinlage leisten und dafür persönlich anwesend sein musst, wie es z.B. bei einer GmbH der Fall wäre, fällt dieses Kriterium schon einmal weg. Kapitalgesellschaften sind im Zweifel aktuell noch bei Filialbanken besser aufgehoben. Zumal einige Online Banken auch (noch) keine Konten für GmbHs etc. anbieten.
Wenn deine Coachees bei dir hauptsächlich nach der Session in bar bezahlen und du dieses Bargeld auf dein Geschäftskonto einzahlen möchtest, sind Filialbanken mit ihrem Automatennetz ebenso im Vorteil. Die Online-Banken ziehen in dieser Hinsicht aber auch mehr und mehr nach und ermöglichen die Bargeldeinzahlung (oft gegen Gebühr) bei verschiedenen Partnern.
Desweiteren wird es sich im Preis widerspiegeln, ob eine Bank z.B. Miete/Pacht für ihre Filialen und Automaten bezahlen muss oder eben nicht.
Es ist schwer, eine allgemeingültige Preisspanne für ein Geschäftskonto festzulegen. Es gibt Anbieter, die ein "kostenloses Geschäftskonto" anbieten, d.h. keine monatlichen Kontoführungsgebühren verlangen. Dennoch können im Geschäftsalltag variable Gebühren für verschiedene Services oder Funktionen anfallen.
Nachfolgend habe ich dir einmal aufgelistet, welche Kosten generell auf dich zukommen können:
Generell gibt es verschiedene Tarife, die sich im Service- und Funktionsumfang unterscheiden. Deshalb ist es wichtig, dir vorab Gedanken zu machen, welche Anforderungen du an das Geschäftskonto an sich und die Features drum herum hast. Generell kann man sagen: Je niedriger die Kontoführungsgebühr, desto mehr variable Kosten fallen an.
Wie oben schon erwähnt, ist es wichtig, wie du deine Bezahlung mit deinen Coachees oder Auftraggeber:innen abwickelst. Bei Onlinebanken ist es natürlich generell geschickter, sich das Honorar überweisen zu lassen, anstatt Barzahlungen anzunehmen. Solltest du doch öfter Bargeld einzahlen müssen, lassen sich die Anbieter das gerne entsprechend vergüten. Ebenso verhält es sich bei Auszahlungen, da FinTechs und Onlinebanken keine eigenen Automaten haben. Dies umgehen sie, indem sie mit ihren Kreditkarten kostenlose Bargeldabhebung ermöglichen.
Buchungsposten werden nach den Kriterien "beleglos" und "beleghaft" unterschieden. Beleglose Buchungsposten sind generell Onlinetransaktionen. Diese werden von den Anbietern unterschiedlich abgerechnet, manche bieten ein bestimmtes monatliches Inklusivkontingent an, manche verlangen pro Buchungsposten bis zu 0,60 Euro. Die Gebührenstruktur ist hier sehr verschieden.
Beleghafte Buchungen sind vor allem Bargeldein- und -auszahlungen. Für diese können auch schonmal bis zu 10 Euro pro Buchung anfallen.
Bei vielen Banken wird für die Nutzung einer Kreditkarte eine jährliche Gebühr fällig. Manchmal ist eine EC- oder Debitkarte gratis mit dabei, es gibt aber bereits einige FinTechs, die gar keine physischen Karten mehr ausgeben und komplett digital sind.
Hierunter fallen Kosten wie z.B. solche für den Zahlungsverkehr ins Ausland, Zinsen für in Anspruch genommene Dispokredite oder wenn Rückbuchungen anfallen.
Um dir bei der Entscheidung für ein Geschäftskonto zu helfen, habe ich dir eine Checkliste mit den wichtigsten Fragen zusammengestellt, die du dir im Vorfeld beantworten solltest:
Wahrscheinlich kommen bei dir je nach individueller Lage noch weitere Kriterien hinzu. Schreib mir gerne in die Kommentare, was dir besonders wichtig ist.
Nachfolgend findest du eine Reihe an Anbietern, die ein digitales Geschäftskonto offerieren. Bei allen unten aufgelisteten Anbietern kannst du innerhalb von ein paar Minuten mittels Video- bzw. Online-Identverfahren dein Geschäftskonto eröffnen. Dafür brauchst du ein gültiges Ausweisdokument und deine Steuer-ID. Stand aller Daten: 11/2020.
Kontist hat sich einer besseren Welt für Selbständige verschrieben. Neben dem Geschäftskonto für Selbständige hat Kontist die Kontist Stiftung gegründet. Unter dem Hashtag #selbstwasmachen finden Selbständige dort eine aktive Community, Events, Trainings und Workshops sowie einen Partner zur Lobbyarbeit ihrer Interessen. Die Kontist Stiftung bemüht sich zudem, dass Entrepreneurship Einzug in die Bildung erhält. Das Alleinstellungsmerkmal des Geschäftskontos von Kontist ist der automatische Steuerrechner und ein eigens entwickeltes Buchhaltungstool (integriert in den höheren Tarifen). Es gibt vier Tarife, darunter auch den funktional eingeschränkten, kostenlosen Tarif Kontist Free. Hinter Kontist steht die solarisBank.
Die DKB gehört zur Bayerischen Landesbank und ist eine Direktbank. Das Geschäftskonto der DKB ist wenigen freien Berufen vorenthalten. Wenn du aber als Unternehmensberater:in tätig bist, gehörst du zu den glücklichen Auserwählten 😉
FYRST gibt es seit 2019 und ist enorm bekannt in der digitalen Geschäftskonto-Welt. Der Vorteil: FYRST gehört zur Deutschen Bank. So steht hier eine über viele Jahre gewachsene Infrastruktur zur Verfügung. Vielleicht beschränkt sich FYRST deshalb nicht nur auf Selbständige und Freiberufler, sondern bietet auch Geschäftskonten für Kapitalgesellschaften, also z.B. GmbH oder UG an. Es gibt ein kostenloses Basiskonto "FYRST Base" und ein gebührenpflichtiges Konto "FYRST Complete" mit mehr Funktionsumfang.
Qonto kommt aus Frankreich und ist nun seit 2019 auch in Deutschland am Start. Somit erhältst du auch eine deutsche IBAN. Bei Qonto können auch Kapitalgesellschaften ein Geschäftskonto eröffnen. Die Preise hängen von deiner Ausgangssituation ab (Einzelunternehmen/Selbständige, in Gründung einer GmbH oder UG, bestehendes Unternehmen) sowie vom genutzten Volumen für Überweisungen, physischen Karten und Funktionen. Ein kostenloses Konto gibt es nicht.
bunq wurde 2015 in den Niederlanden gegründet, ist inzwischen aber europaweit aktiv. Hier setzt man auf Schlichtheit und auf die Anbindung zur Buchhaltungssoftware via Zapier. Neben Freiberuflern und Selbständigen können auch Kapitalgesellschaften ein Geschäftskonto bei bunq eröffnen. Neben der Kontoführungsgebühr fallen noch eine Reihe weiterer Kosten z.B. für Zahlungsein- und ausgänge an, die je nach abgerufenen Volumen variieren. Du erhältst eine deutsche IBAN.
Das Technologieunternehmen Wise sitzt in Großbritannien und ist dort an der Börse notiert. Wise Business ist darauf ausgelegt, international Geld zu empfangen und zu versenden. Laut eigenen Angaben sind Transaktionen in 56 Währungen möglich. Durch eigene Konten in den jeweiligen Ländern sind Fremdwährungstransaktionen laut Wise erheblich günstiger. Wenn du also viele Klient:innen hast, die außerhalb der Eurozone sitzen, könnte Wise Business etwas für dich sein.
Holvi gilt als Vorreiter der FinTech Branche, hat eine eigene Banklizenz und wurde bereits 2011 in Finnland gegründet. Bei Holvi können sowohl Personen- wie auch Kapitalgesellschaften ein Geschäftskonto eröffnen. Du bekommst eine deutsche IBAN. Auch hier setzt man auf die Verbindung von Bankkonto und Buchhaltungstool. Holvi bietet keine eigene Einlagensicherung an, arbeitet aber mit Partnerbanken zusammen. Dein Geld liegt dort auf separaten Konten und ist entsprechend im Rahmen der Einlagensicherung abgesichert.
N26 dürfte dir von sämtlichen Plakatwänden der Nation ein Begriff sein. Hier wurde vor allem für das private Girokonto groß die Werbetrommel gerührt. Aber auch das N26 Geschäftskonto ist vor allem in der Freelancer Community in aller Munde. Für Selbständige und Freiberufler gibt es drei verschiedene Konto-Modelle, das N26 Business ist der kostenlose Tarif mit eingeschränktem Funktionsumfang. N26 hat eine eigene Banklizenz und ist somit eine Direktbank. Irgendwie witzig: Bei den Tarifen N26 Business You und N26 Business Metal gibt es noch diverse Versicherungen inklusive, wie z.B. eine Handyversicherung oder Reiserücktrittsversicherung.
Wie bei allen Produkten und Dienstleistungen, für die ein breiter Markt mit vielen Playern existiert gilt auch beim digitalen Geschäftskonto: Mache dir erst Gedanken, was du wirklich brauchst. Wirst du viel mit Bargeld oder Auslandszahlungen zu tun haben? Möchtest du einen Ansprechpartner vor Ort? Und vor allem: Welche Rechtsform trifft auf dich zu? Gehe vorab die Checkliste durch und wähle das Geschäftskonto aus, das dich am meisten anspricht.
Ich persönlich habe mich für Kontist entschieden, da ich hier erstmal ohne Kontoführungsgebühren auskomme und ich für später das Steuerberechnungs-Feature sehr interessant finde. Ich kann alles online bzw. per App abwickeln und werde auch keine Barzahlung von meinen Coachees annehmen.
Zudem werden laufend neue Features bei den jeweiligen Anbietern entwickelt, einige davon zeigen sogar ihre Roadmap transparent auf. Da lohnt es sich, auf dem Laufenden zu bleiben.
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